Das Trumscheit
Eines der seltsamsten und ungewöhnlichsten Instrumente des Mittelalters
und der Renaissance ist wohl das Trumscheit. Virdung nannte es »nutzlos«
und den Schweizer Mönch Henricus Glareanus reizte es zum Lachen.
In seinem Traktat Dodekachordon (1547) schreibt er: »Das Instrument
erzeugt einen angenehmeren Klang in der Entfernung als ganz in der
Nähe [...] Ich musste über diesen Einfall der Menschen lachen ...«
Auf dem Trumscheit kann man, ähnlich wie bei der Trompete, nur
die sogenannten Naturtöne spielen, weshalb auf ihm wohl meist
nur einfache, begleitende Borduntöne gespielt worden. Aus
der Assoziation zur Trompete ergibt sich auch möglicherweise der
Name des Instruments. Im Französischen heißt es trompette marine,
im Englischen tromba marina. Manche leiten das wort marine(a) von
Maria ab. Im Deutschen gibt es auch die Bezeichnung Marientrompete
oder Nonnengeige für das Trumscheit.
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Aber trotzdem gibt es entgegen anderslautender Aussagen keinen Grund
zu der Annahme, daß das Trumscheit als eine Art Trompetenersatz
in Klöstern und Kirchen verwendet wurde. Der ganz spezielle schnarrende
Klang rührt von der Verwendung eines besonderen Stegs
her. Dieser steht, ähnlich wie der Schnarrsteg bei der Drehleier,
nur auf einem Fuß, während der andere frei über der Decke schwebt,
und so das Schnarren erzeugt, wenn die Saite gestrichen wird. Verschiedene
Materialien wurden verwendet, um diesen Effekt noch zu verstärken.
Glareanus erwähnt sogar einen eingeschlagenen dünnen Nagel, der möglicherweise als Stimmhilfe gedacht war.
[Abb. aus Hans Memling, »Christus von Engeln umgeben«
]
Klangbeispiel: Trumscheit der Ioculatores
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