Das Portativ
Im Jahre 757 schickte der Byzantinische Kaiser Konstantin Kopronymos
eine kleine, tragbare Orgel nach Compiègne, als Geschenk
für König Pippin dem Kurzen. Es war ein Portativ mit Bleipfeifen
und Tragegurt. Portative wurden nun erstmal zur Unterstützung
des gregorianischen Choralgesangs benutzt, wozu es sich trotz
des geringen Tonumfangs gut eignete.
Auch bei Prozessionen konnte man es mittragen, denn
die Tasten des Portativs werden nur mit der rechten Hand
gespielt, während der Musikant mit der Linken des Blasebalg
betätigt. Durch das Zusammenspiel von linker und rechter Hand, entsteht
eine besondere Klangcharakteristik, die ein guter Spieler ähnlich
wie bei der Flöte beeinflussen kann.
Ursprünglich waren die Tasten nur Schieber, die
den Luftkanal zu der jeweiligen Pfeife öffnete, aber etwa
ab dem 13. Jahrhundert entstand die bekannte Klaviatur,
bei der der Luftkanal durch Drücken der Taste geöffnet wird.
Außerdem wuchs der Tonumfang von 8 auf bis zu 32 Töne an.
Verschiedene Metallegierungen wurden ausprobiert um die Klangeigenschaften
zu beeinflussen. Von heutigen Portativbauern wird meistens eine
Blei-Zinn Legierung verwendet, da das reine Blei viel zu
weich ist und sich schnell verformt.
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Nach dem 15.Jahrhundert verlor das Portativ wieder an Bedeutung
und musste dem nunmehr nicht mehr tragbaren Positiv weichen, welches
nun beidhändig gespielt werden konnte und einen größeren Tonumfang
besaß. Die zwei Blasebalge wurden von einer zweiten Person bedient.
Man darf übrigens nicht den Fehler begehen, und die Orgeln der Gotik
als primitive Vorläufer heutiger Orgeln zu betrachten. Die Instrumentenbaukunst
war im Mittelalter bereits so hoch entwickelt, das manche
technische Lösungen viel ausgefeilter als bei heutigen Orgeln waren.[Literatur:
Handbuch der Musikinstrumente, Alexander Buchner, 1985 Verlag Werner
Dausien]
In unserem Klangbeispiel hört ihr ein
Portativ der Ioculatores aus Leipzig.
Portative baut Thilo
Viehrig aus Burgheßler.
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