Ensemble Leones
"Les Fantaisies de Josquin"
Wir bei spielleut.de freuen uns außerordentlich, die lang
erwartete erste CD des Ensembles Leones, mit ihrem Leiter und Initiatoren
Marc Lewon, als erste besprechen zu dürfen. Es ist uns eine
große Ehre!
Um ein Fazit gleich vorweg zu nehmen - der Rezensent wurde nicht
enttäuscht - die hohen Erwartungen an das Ensemble und an die
Einspielung sind ausnehmend gut erfüllt worden!
Zugegeben - noch eine CD mit Liedern von Josquin Desprez - als ob
es davon nicht genug gäbe. Doch hier ist manches anders. Es
werden nicht nur eine Hitliste, ein "best of" von Josquin
zu Gehör gebracht oder ein langweiliges Werksverzeichnis abgenudelt.
Vielmehr widmet sich diese Einspielung einem eher etwas unterbelichteten
Schaffen Desprez: der Instrumentalmusik.
Ab dem späten 15. Jahrhundert sind - anders als aus vorhergehender
Zeit, auf einmal eine Vielzahl von Instrumentalstücken überliefert
- deutlich auch als solche zu erkennen. (Anders als lediglich untextierte
Stücke, welche es im 15. und 14. Jahrhundert natürlich
auch gibt). Natürlich - und das ist bei Josquin nicht anders
- sind diese Instrumentalstücke oft sehr kurz - so dass man
sich fragen kann, in welchem Zusammenhang diese Stücke standen.
Oft sind es Bearbeitungen von präexistierenden Chansons. Beim
Ensemble Leones wurden diese Instrumentalstücke - meist in
verschiedenen Varianten - mit der originalen Chanson (wunderbar:
der Bariton Raitis Grigalis) zusammengefasst und bilden somit kleine
"Suiten".
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Die Besetzung aller Stücke besteht selbstver-ständlich
aus zeittypischen Instrumenten. Meist ist das ein 3 oder 4stimmiges
Streicher-ensemble aus Viola d'Arco, Vielle, Renaisancevioline und
-gambe. Die Stücke in dieser Besetzung sind zum Seufzen schön.
Ebenso schön ist der gelegentliche Einsatz eines Zinks - ein
sonst nur selten zu hörendes Instrument. Weiterhin gibt es
noch zwei weitere instrumentale Besonderheiten: eine sehr virtuos
gespielte Quinterne (Marc Lewon) und - das freut besonders (zumindest
den Rezensenten) - eine mit Schnarrhaken gespielte Harfe. Endlich!
Endlich einmal traut sich jemand, den im 15. Jahrhundert regelrecht
sprichwörtlich gewesenen Harfensound zu spielen!
Nicht unerwähnt bleiben soll natürlich eine Weltersteinspielung:
"Sei gelobt du Baum" von - Arvo Pärt! Wer sich nun
fragt, was ein Stück eines zeitgenössischen Komponisten
auf einer Einspielung mit Instrumentalstücken von Josquin Desprez
zu suchen hat - nun, dem sei ans Herz gelegt, diese CD zu erwerben
die dem zugrunde liegende Idee selber herauszufinden.
Alles in allem eine sehr gut gelungene Einspielung. Sehr lebendig.
Sehr schön. Sehr abwechslungsreich - und trotzdem aus einem
Guss. So muss eine aktuelle CD-Veröffentlichung mit früher
Renaissance-Musik klingen! (mu)
Anspieltipps: Nr. 9, Ach hülff mich leid; Nr. 11, La Spagna;
Nr. 22, Sy je perdoys mon amy; Nr. 26, L'homme armé
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